Nach über 10 Jahren im Arbeitsleben und vielen angesparten Überstunden gönne ich mir 2011 eine viermonatige Auszeit vom Alltagstrott.
Anfang September startet mein kleines Abenteuer und dann heißt es auf in die weite Welt.
Ich werde Australien, Neuseeland und die Südsee kennenlernen und kann´s kaum glauben, dass es bald losgeht.

Samstag, 10. Dezember 2011

Milford Track - Kepler Track

Samstag, 03.12.2011 – Milford Track Day Walk – Te Anau

Heute startet mein viertes und letztes Abenteuern mit „Real Journeys“. Jawohl ich habe wieder eine Tour mit der gleichen Firma gebucht. Glücklicherweise läuft dort gerade so eine Aktion, bei der man bei Buchung von mehr als einer Tour für alle weiteren, die günstiger sind 20 % Rabatt bekommt. Das hat sich bei mir schon richtig bezahlt gemacht und insbesondere heute bei dieser Tour.

Denn ich habe eine geführte Tagestour inklusive Lunch zum Start des Milford Tracks gebucht. Um zum Start des Tracks zu kommen, muss man von Te Anau eine halbe Stunde mit dem Bus oder dem eigenen Transportmittel fahren, um von dort mit dem Boot zum anderen Ende des Lake Te Anau´s gefahren zu werden. Wenn man nur den Transport hin und zurück mit Bus & Schiff von Te Anau aus bucht, hat man schon 140 Dollar weg. Da ich mit meinem Rabatt die Tagestour für 145 Dollar bekommen habe, habe ich lediglich 5 Dollar für den Guide und das Essen bezahlt. Ist das nicht toll?

Somit habe ich mich heute Morgen um kurz nach 9 Uhr im Büro von „Real Journeys Te Anau“ eingefunden, um dort einzuchecken. Dabei habe ich natürlich direkt meine Mit-Wanderer kennengelernt: ein junges Pärchen aus Adelaide / Australien, eine weitere Australierin, die mittlerweile in Neuseeland lebt und für „Real Journeys“ arbeitet sowie ein Paar aus Texas / USA und zwei Kiwis aus Auckland (Anna und Gerry).

Mit unserem Guide Will ging es dann also im Bus Richtung „Te Anau Downs“, dem Anlegeplatz von unserem Bootsshuttle. Mit im Bus war noch eine japanische Reisegruppe mit extra japanischem Wander-Guide. Es ist echt lustig zu sehen, wie viele Japaner doch auf Reisen sind und zu 99 % trifft man sie in Gruppen mit eigenem Guide an. ;-)

Die Bootsfahrt ging eine knappe Stunde und unser Bootsführer Jim war ganz aus dem Häuschen als wir an einer Stelle eine glasklare Spiegelung der Berge auf dem See hatten. Dass Lake Te Anau so still ist, kommt wohl nicht allzu oft vor und er hat sich schier in seinen Kommentaren darüber überschlagen.

In „Glade Wharf“ angekommen startete dann unsere Tour entlang des Milford Tracks. Die erste Etappe des Tracks ist in der Tat gar nicht so lange. Denn früher ging die Bootsfahrt viel länger und deshalb wurde die erste Hütte nach ca. 1,5 Stunden Wanderung errichtet. Das ist für den heutigen Wanderer natürlich keine Etappe nach einer einstündigen Bootsfahrt und deshalb auch nicht für uns tagfüllend. Deshalb hat uns  Will noch auf einen anderen Pfad geführt.

Wir sind einen „geheimen Pfad“ entlang marschiert und durch einen ausgetrockneten Flusslauf zu einem Aussichtspunkt über den See im moderaten Tempo gewandert. Auf dem Weg dorthin hat uns Will einiges über die Pflanzenwelt erklärt und uns am lebenden Beispiel gezeigt. Unter anderem haben wir seltsames orangenes Moos auf den Steinen im Flussbett vorgefunden.

Durch einen wunderschönen Teil des Regenwaldes ging es dann wieder zurück auf den eigentlichen Milford Track und zu unserem Lunch-Stopp, dem „Glade House“. „Glade House“ gehört mittlerweile dem Touranbieter „Ulimate Hikes“ und man kann dort nur übernachten und essen, wenn man eine geführte Wanderung macht. Wenn das nicht der Fall ist, muss man in eine der anderen Hütten ein bisschen weiter oben vom „DoC“ übernachten. Für die geführten Wanderungen gibt es laut Will nur die besten Unterkünfte und ich musste deshalb an Chantal denken, die zur gleichen Zeit auf dem Routeburn Track mit einer geführten Wanderung unterwegs ist. Ich glaube nach meinem ersten Eindruck der Hütte wird es ihr hoffentlich auch gut auf ihrem Track ergehen.

Wir haben einen tollen Lunch bekommen. Es gab Gemüsesuppe mit Croutons und ein großes Sandwich. Als Dessert konnte man sich dann an einem großen Obstkorb und bei einem riesigen Tablett mit Cookies bedienen. So gut und viel für 5 Dollar gegessen habe ich schon lange nimmer. ;-)

Frisch gestärkt ging es deshalb den Clinton River entlang und zur einzigen Mutprobe an diesem Tage. Über eine ziemlich lange und wackelige Hängebrücke musste man sich den Weg ans andere Ende bahnen. Der Weg ist das Ziel … und mit zusammengebissenen Zähnen bin ich rüber gelaufen. Der Clinton River ist ein ganz toller Bergfluss. Er ist richtig grün und sieht deshalb ganz spektakulär aus.

Auf unserem Walk hab ich mich die längste Zeit mit Anna und Garry unterhalten. Garry kommt geschäftlich  - er arbeitet in der Münz-Branche – öfters zu Messen und Kongressen nach Deutschland  - meistens nach Berlin - und kennt sogar den Schwarzwald. Er war einmal in Dornstetten zu einem Seminar. Anna und Garry haben mir dann von ihrem Zuhause in Auckland und ihrem Ferienhaus in Queenstown erzählt und wie sie Weihnachten feiern. Es ist wirklich schön sich mit Einheimischen zu unterhalten, die nicht mit einem reden, nur weil sie Tour-Guides sind oder in einem Shop oder Lokal arbeiten. Erfrischend ist auch, dass ich heute nicht nur die einzige Deutsche sondern auch die einzige Europäerin bin! Jippie!

Am Ende des Weges konnten wir noch ein paar riesige Bäume bestaunen und dann ging es auch schon wieder zurück. Als wir bei der Brücke angekommen sind, hat es zu regnen angefangen. Gut, dass der Weg zurück nicht mehr allzu lange dauerte, denn von „Glade House“ konnten wir über einen anderen direkteren Weg zurück zum Bootsanlegeplatz laufen.

Dort angekommen durfte jeder nochmal vor dem „Milford Track“-Schild für ein Foto posieren, bevor wir aufs Boot sind. Dort hat jeder erst mal seine Regenjacken zum Trocknen aufgehängt. Die Bootstour zurück ging etwas schneller, denn wir haben diesmal nicht wie auf der Hinfahrt bei verschiedenen Sightseeing-Punkten einen kleinen Stopp eingelegt. Gut, dass man auf sämtlichen Boots-Touren Kaffee und Tee gratis bekommt, denn so konnte man sich richtig schön aufwärmen.

Am anderen Ende angekommen, hat der Regen gottseidank wieder aufgehört und nach einer weiteren kurzen Fahrt mit dem Bus wurde jeder wieder bei seiner Unterkunft abgesetzt. Ich habe mich von Anna und Garry verabschiedet. Vielleicht sehe ich die beiden morgen nochmal, denn die beiden wollten auch einen Teil des Kepler Tracks laufen.

Dass am Sonntag so viele den Track laufen wollten, hing vor allem damit zusammen, dass heute ein ziemlich großes Ereignis in Te Anau stattfand: die „Kepler Challenge“. Über 400 Männer und Frauen sind zum Run über die Berge und entlang des Kepler Tracks gestartet. Unglaublich, dass der erste nach nur ein bisschen mehr als 5 Stunden (!!!) am Ziel ankam und der gemeine Wanderer dafür 3 Tage braucht!

Te Anau war deshalb ganz schön ausgebucht was Hotelzimmer anging und man merkte auch in den Lokalen abends, dass einiges los war und viele auf das Ende des Ereignisses anstoßen wollten. Dies war auch ein Grund weshalb ich heute die Tagestour gemacht habe und ich den Kepler Track entlang marschiert bin, was ich ursprünglich vorhatte.

Lake Te Anau

Lake Te Anau und die umliegenden Berge

Lake Te Anau

orangenes Moos

Im alten Flusstal

Der Weihnachtsbaum im Glade House

Glade House

Clinton River

Hängebrücke über Clinton River

Im Baum

Anfang und Ende











































 Sonntag, 04.12.2012 – Kepler Track – Te Anau

Die Sonne scheint wieder über alle Berge und es scheint ein richtig guter Tag für meine Wanderung zu werden. Pünktlich um 8.30 Uhr ging es mit einem kleinen Boot und ein paar anderen, die heute auch eine Wanderung auf dem Programm hatten, über den Lake Te Anau nach Brod Bay. Von dort sollt es laut Info-Schild in 4,5 Stunden zur Luxmore Hut, dem ersten Tagesziel des Kepler Tracks, gehen. Aber laut unserem Bootsführer würden wir das viel früher schaffen, denn wir wären ja schließlich geübt, das Wetter sei gut und wir hätten ja auch nicht so viel Gepäck dabei. Da er meinte, dass wir dann sogar noch zum Gipfel des Mount Luxmore gehen könnten, hatte ich mir überlegt vielleicht doch weiter als nur bis zur Hütte zu gehen.

Die Wanderung war nur ganz am Anfang gemächlich, denn da ging es eben durch den Wald. Allerdings war dies nur ein sehr kurzes Stück und von da an ging es zwei Stunden in Serpentinen durch den Wald. Ich hatte zwischendurch immer mal wieder gedacht, dass es gleich geschafft ist und man die Baumgrenze schon sieht, aber das war ein Truckschluss. Der Weg war ganz schön anstrengend, denn zwischendurch gab es nur wenige Meter, die ebenerdig verliefen. Der Wald durch den man gehen musste, war dafür aber sehr schön, es gab wieder viele Farne zu bestaunen und die Luft war morgens noch angenehm klar. Ich lief mehr oder weniger mutterseelenallein durch den Wald. Vor mir war noch eine kleine Gruppe, die ich dann aber irgendwann eingeholt hatte und da sie wieder umgekehrt und am Seeufer entlang laufen wollte, zählte das auch nicht so richtig. Die drei anderen vom Boot, die auch mit rübergefahren sind, waren irgendwo hinter mir.

Kurz bevor man endlich die Baumgrenze erreichte, musste man noch an bizzare Felsen vorbeigehen und über eine Leiter an der Seite hochklettern. Ganz schön weit oben war man dann und als es endlich aus dem Wald raus ging, sah man was man für einen riesigen Höhenunterschied bewältigt hat. Die Aussicht ist spektakulär und dank dem guten Wetter kann man richtig weit sehen.

Hier kamen dann auch die beiden anderen Deutschen wieder zum Vorschein, aber da sie mit der schönen Aussicht einen Lunchstopp eingelegt haben, war ich wieder alleine auf dem Wanderweg. Es kamen mir nur ein paar wenige Wanderer entgegen und ich war echt verwundert, wo denn die ganzen Track-Wanderer sind. Die müssen doch irgendwann auch mal ihren Lauf starten.

Von der Baumgrenze bis zur Hütte war es dann noch knapp eine dreiviertel Stunde. Im Großen und Ganzen habe ich die Strecke von der Bucht bis zur Hütte in drei Stunden gemeistert und fand somit noch ein bisschen Zeit, um den Gipfel zu erklimmen. Allerdings habe ich die ganze Zeit den falschen Berggipfel als „meinen“ Berggipfel angesehen. Das musste ich dann lernen, als mir ein Pärchen entgegen kam, die auf dem Mt. Luxmore waren und meinten, dass ich das in knapp 1 Stunden anstatt anderthalb wie angegeben schaffen könnte. Die bieden haben das ganz schön clever gemacht, denn sie sind gestern bis zur Hütte gelaufen und haben dort übernachtet und haben sich für heute nur den Gipfel des Mt. Luxmore vorgenommen und sind dann wieder abgestiegen. Darauf hätte ich auch mal kommen können.

Der Gipfel des Mt. Luxmore ist 1471 m hoch und man musste um dort hin zu kommen, durch ein kleines Schneefeld laufen und einmal um den Berg herum gehen, damit man den leichteren Aufsstiegpfad erreichte. Ich bin dann im Eiltempo den Berg hochmarschiert und kam tatsächlich nach ein bisschen mehr als einer Stunde oben an. Die Aussicht von hier war natürlich noch viel spektakulärer als von der Baumgrenze oder vom Weg zur Mt. Luxmore. Der Aufstieg hat sich wirklich gelohnt und ich bin froh, dass ich die Strapaze auf mich genommen habe. Wie das allerdings die Leute von der „Kepler Challenge“ so schnell über die Berge geschafft haben, ist mir ein Rätsel. Ich bin nach über 4 Stunden auf dem 1. Gipfel angekommen und schon ziemlich erledigt. Gut, dass ich hier meine Mittagspause machen konnte ich mich erstmal mit etwas essbaren stärken konnte.

Auf dem Weg runter, kamen mir dann einige Wanderer entgegen und beim Stopp bei der Hütte habe ich doch tatsächlich Anna und Garry von der gestrigen Wanderung wiedergetroffen. Eigentlich wollten die beiden schon wieder los und runter laufen, aber sie warteten noch auf mich bis ich kurz mich kurz frischgemacht und eine kleine Pause eingelegt hatte.

Dann sind wir zusammen runter marschiert und haben unterwegs auch Lauren und ihren Bruder angetroffen. Nun kamen uns auch richtig viele Wanderer mit großen Rucksäcken entgegen. Scheinbar haben alle 3-Tages-Wanderer bis zum Mittag abgewartet, um dann ihren Walk zu beginnen. Leider war es nun auch ziemlich warm und noch erschwerlicher mit dem ganzen Gepäck.

Garry hat mir unterwegs von seinen bisherigen Wanderungen erzählt. U.a. war er mit einer Tour mal im Basislager des Mt. Everest, aber das war wohl eine ganz schöne Schinderei und es hat auch seine Spuren bei ihm hinterlassen. Ein einmaliges Erlebnis für ihn. Den New York Marathon ist er auch schon gelaufen und so hatten wir viel auf dem Weg runter um uns zu unterhalten. Wir haben für den Weg knapp 2,5 Stunden gebraucht und ich war froh, dass ich mit dem Wassertaxi direkt zurückfahren konnte und nicht noch eine weitere Stunde bis zum Parkplatz laufen musste und von da mit dem Bus zurückfahren musste.

Mit zwei Belgiern ging es dann mit dem Wassertaxi in einer viertel Stunde zurück zum anderen Ufer. Der Weg zurück zum Hostel kam mir diesmal wirklich weit vor und war froh als ich dort ankam, denn diese Wanderung heute war wirklich sehr, sehr anstrengend. Für mich sogar noch anstrengender als Tongariro Alpine Crossing, da es einfach nur bergauf ging und am Ende fast die ganze Zeit nur bergab. Meine Knie taten ganz schön weh und ich war froh als ich meine Beine hochlegen konnte. Im Nachinein habe ich dann in einem Prospekt gelesen, dass die erste Etappe des Kepler Tracks die schwerste Ist. Hätte ich mich doch lieber für eine Wanderung entscheiden sollen? Aber dann hätte ich auch nicht die spektakuläre Aussicht genießen können …

Nach einer längeren Ruhepause bin ich dann nochmal los ins Zentrum gestapft und hab mir einen dreisigminütigen Film über Fjordland im örtlichen Kino angeschaut. Der Film wurde mir wärmstens von verschiedenen Leuten ans Herz gelegt und so hatte ich beschlossen den als ruhiges Abendprogramm anzuschauen.

Im Anschluss bin ich zurück gelaufen und habe mich mit einer Tasse Tee in die Sonne auf unsere Hostel-Terasse gesetzt. Dort hab ich dann solange gewartet bis Meg und David vorbeikamen. Die beiden verbrachten noch ein paar Nächte in Te Anau und eigentlich dachten wir schon, dass wir uns dort verpassen würden, aber das war nicht der Fall. So kamen die beiden zu mir ins Hostel und wir haben uns am warmen Kamin drinnen aufgewärmt und die beiden haben mir von ihren letzten Tagen und den Erlebnissen erzählt.

Die beiden haben heute auch einen Teil des Kepler Tracks erlaufen, allerdings das letzte Teilstück, was einigermaßen flach entlang eines Flusses durch einen großen Wald verlief. Das hörte isch auch richtig schön an. Leider war dann aber auch bald Zeit entgültig Abschied zu nehmen und für mich Zeit zum Koffer packen für den nächsten Abschnitt, denn morgen geht es weiter südlich nach Invercargill.

Kepler Taxi

 

Farn

interessante Bäume

Über der Baumgrenze

Auf dem Weg nach oben

Lake Te Anau

Lake Te Anau und Luxmore Hut

Auf zum Gipfel des Mt. Luxmore

Schneefeld

Bergpanorama

Gipfelkreuz

Rundumsicht


2 Kommentare:

  1. Reisetante Brigitte13. Dezember 2011 um 15:03

    Den Reiseanbieter „Real Journeys“ kenne ich garnicht, aber gute Aktion, bei der man bei Buchung von mehr als einer Tour für alle weiteren, die günstiger sind 20 % Rabatt bekommt. Für die geführte Tagestour inklusive Lunch zum Start des Milford Tracks 145 Dollar, der Preis ist nicht schlecht.

    Mit dieser Tour und auch der zum Kepler Track, Te Anau und Mt. Luxmore am nächsten Tag hast Du ja mal wieder tolle Wanderungen gemacht und ganz schön was geleistet. Es ist schon so, will man einiges schöne sehen, muss man sich teilweise vorher ganz schön anstrengen. Aber es lohnt sich auch.

    Schön, das Du auch wieder auf Deinen Touren so nette Leute kennengelernt, oder auch wieder getroffen hast (die Welt ist manchmal doch klein).
    LG

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  2. Das stimmt, die Welt ist klein und man hat den Eindruck, dass man immer wieder auf die gleichen Leute stößt.

    Anstrengen muss man sich auf jeden Fall in NZ, aber man wird bestens dafür belohnt.

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